FreeCAD: 3D Objekte für den Lasercutter konstruieren

Mit Tools wie boxes.py lassen sich relativ einfach verschiedene Boxen, Behälter, Gehäuse und andere 3D-Objekte konstruieren, die dann mit dem Lasercutter hergestellt werden können. Allerdings ist man dort auf voreingestellt Grundformen angewiesen und individuelle Anpassungen lassen sich nur schwer umsetzen.
Mit FreeCAD und LCInterlocking Workbench lassen sich komplett individuelle Formen erzeugen.
Hier werden die nötigen Grundfunktionen von FreeCAD und die Bedienung der LCinterlocking Workbench beschrieben:

0. Vorraussetzungen

  • Grundkenntnisse in FreeCAD sind sehr hilfreich. Das hier niedergeschriebene reißt die Grundfunktiionen nur an. ODER:
  • den dazugehörigen „Workshop“ dazu besuchen (February 13, 2023 4:00 PMFebruary 13, 2023 6:00 PM), oder bei mir eine Wiederholung anfragen.

1. FreeCAD installieren und über den Addon-Manager die LCInterlocking Workbench installieren

Dieses Tutorial basiert auf FreeCAD 0.20.1 und der LCInterlocking Workbench 1.4

2. Vorbereitung der Einzeltteile

Die LCInterlocking Workbench benötigt einzelne Parts die „auf Stoß“ zueinander stehen, um die entsprechenden Verbindungen zu generieren. Wir müssen daher in FreeCAD diese einzelnen Parts in Relation zueinander erstellen. Diese Art der Konstruktion entspricht nicht dem Grundgedanken von FreeCAD weswegen im Vergleich zu Bauteilen für den 3D Drucker ein paar Zwischenschritte mehr nötig sind.

2.1. Einzelne Bauteile erstellen

Wir konstruieren in diesem Beispiel einen Aufsteller für Flyer mit 3mm Materialstärke. Wir brauchen also einzelne Teile für die Auflage, Unterkonstruktion und Segmentierung, die alle zueinanderpassen müssen.

2.1.1. Ebene wählen und Grundriss zeichnen

Dafür öffnen wir FreeCAD und ein neues Dokument und stellen über das DropDown Menü auf die PartDesign Workbench. In der linken leiste können wir einen neuen Körper erzeugen und daraufhin eine neue Skizze. Als Ebene wählen wir die YZ-Ebene, da wir mit der Unterkonstruktion beginnen wollen.

Es öffnet sich der Sketcher und wir können mit unserer Zeichnung beginnen. Die Unterkonstruktion soll am Ende ein DIN A4 Blatt im Hochformat halten können, ohne umzukippen. Wir brauchen also ein entsprechend hohes Dreieck mit einer Hypothenuse die im gewünschten Winkel geneigt ist.
Mit dem Linienzugwerkzeug grafik zeichnen wir ein Dreieck, dass im Koordienatenursprung beginnt und wieder endet.
grafik

Durch verschiendene „Constraints“ definieren wir das Dreieck so, dass es keine andere Form mehr annehmen und zum Koordinatenursprung nicht mehr verschiebbar ist.

  • Start und Endpunkt liegen auf dem Koordinatenusprung.
  • Der endpunkt der horizontalen Kathete schneidet sich mit der x-Achse, die Kathete is damit als horizontal bestimmt.
  • Die vertikale Kathete hat beim Zeichnen eine Vertikal-Einschränkung (roter Senkrechter Strich) erhalten.
  • Durch das Winkelmaß und die Länger der Hypothenuse ist das Dreieck vollständig bestimmt. und wird hellgrün angezeigt.

Alle Einschränkungen legt man über diese Toolleiste fest:
grafik

2.1.2. Zeichnung aufpolstern

Wir können nun in der linken Spalte den Sketcher schließen und erhalten direkt die Option, die Skizze aufzupolstern. Das tun wir uns zwar in auf die gewünschte Materialstärke von 3mm


und bestätigen mit OK

Das Teil wurde jetzt in einem eigenen Body erzeugt. Zu erkennen wenn wir in der Linken Spalte auf Modell wechseln. Jedes weitere Teil muss nun in einem neuen Body erzeugt werden.
Damit wir die vorhandene Geometrie als Referenz nutzen können, Bedarf es eines Zwischenschritts. Wir erzeugen also per Klick auf grafik einen neuen Body und können dann mit dem nächsten Schritt fortfahren.

2.1.3. Shapebinder erzeugen um einzelne Bodys mit Referenz aufeinander zu erstellen

Wir aktivieren den neuen Körper(=Body) (ist direkt nach Erstellung aktiv, ansonsten Doppelklick) und wählen dann das erzeugte Dreieck (Pad, wenn wenn es nicht umbenannt wurde) in der Modellliste an.
Das sollte ungefähr so aussehen:
grafik
Body001 ist hinterlegt, weil er der aktive Körper ist, Pad ist hinterlegt, weil wir es gerade per einfachem Klick angewählt haben.

Jetzt klicken wir auf grafik (Formbinder für Teilobjekt erstellen). Im neuen Body wird eine Referenz zum Dreieck aus dem ersten Body erzeugt. Wir blenden den ersten Body nun aus (Rechtsklick-> Ausblenden) und nehmen die Fläche der Hypothenuse als Basis für eine neue Zeichnung (Fläche anwählen

grafik

und Skizzentool grafik starten).

Über grafik (Externe Geometrie) können wir die Kanten der Auflagefläche des Dreiecks als Referenz wählen und in Abhängigkeit davon weitere Teile erstellen.
Kante als externe Geometrie markiert:
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Die Schritte unter 2.1. müssen für jedes Teil wiederholt werden.
Haben mehrere Teile die gleichen Dimensionen reicht es in der Regel, diese einmal zu konstruieren und dann Kopien zu verschieben (s. Punkt 2.2.)

2.2. eigenständige Parts erstellen

Jedes Mit Part Design erstellte Pad muss jetzt in ein eigenständiges Part verwandelt werden. Wir wechseln dazu in die Part Workbench und erzeugen über Formteil → Kopie erstellen → Einfach Kopie erstellen Kopien.

Am Ende sollten alle Teile so aneinander liegen:
grafik

Im Seitenbaum sollte es so aussehn:
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3. LC Interlocking: Verbindungen herstellen

Wir wechseln in die LC Interlocking Workbench.

Jetzt müssen wir unser Gehirn einschalten. Die Workbench fragt von uns in zwei Schritten folgende Informationen ab:

  • Wieviele Tabs sollen pro Auflagefläche erzeugt werden
  • Welche Auflageflächen will ich mit Tabsausstatten?
  • Was ist die Materialstärke?
  • Wie breit ist der Laserstrahl

Markieren alle beteiligten Teile und klicken auf grafik. Im neuen Dialog klicken wir auf Add Same Parts

Weiter unten im Fenster können wir jetzt ein Teil stellvertretend für alle anderen mit den Informationen zur Materialstärke, Laserbreite und verschiedenen Toleranzen ausstatten:
grafik
Wenn du in deinem Modell zum Beispiel Teile mit unterschiedlicher Materialstärke hast, musst du zunächst nur Teile der gleichen Materialstärke markieren, um „Add Same Parts“ nutzen zu können. Per „Add Parts“ kannst du für jedes Teil individuelle Parameter vergeben.

Im nächsten Schritt will die Workbench von uns wissen, welche Kontaktflächen Tabs bekommen. Die entsprechenden Löcher im gegenüberligenden Teil werden dann automatisch erzeugt.
Hier ist es sinnvoll, sich Flächen gleicher Länge auszusuchen, und diese per „Add Same Faces“ hinzuzufügen. So können wir pro Gruppe einmal die gewünschte Anzahl von Tabs eingeben und erhalten eine gleichmäßige Verteilung. Würden wir alle Flächen auf einmal hinzufügen, hätte das zur Folge, dass lange Kanten zu wenig oder kurze Kanten zu viele Tabs erhalten (oder gar die Erzeugung fehlschlägt, weil zu wenig Platz vorhanden ist).

Um an die gewünschten Flächen heranzukommen, blenden wir aus, was uns im Weg ist und markieren mit gedrückter STRG-Taste alle gleichlangen Flächen.


Im Aufgaben-Dialog gehen wir nun auf Add Same Faces und geben die gewünschten Daten ein.
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Im Dialog kriegen wir freundlicherweise angezeigt,

  • wie lang (Width) unsere Teile sind und wir können uns überlegen,
  • wie lang (Width of tabs) unsere Tabs werden sollen und
  • wieviele (Number of tabs) wir davon auf der Länge des Stücks verteilen wollen.
  • „Shift“ gibt an, beispielsweise bei mehreren parallelen Teilen (siehe Auflagefläche der drei Dreiecke oben) die Tabs alle auf der selben Höhe erzeugt werden oder gegeneinander versetzt.
  • „Dog bone hole“ sorgt dafür, dass statt 90°-Ecken kleine kreise in den Ecken eines Loches gelasert werden. So soll das spätere Einstecken erleichtert werden. Das kann aber auch dafür sorgen, dass es am Ende zu locker wird.
  • „Tab dog bone hole“ erzeugt diese kreisrunden Pfade an der Basis der Tabs.
  • Interval ratio habe ich noch nicht ausgetestet :dark_sunglasses:

So machen wir das für alle Gruppen. Je nach komplexität kann es am Ende etwas dauern bis die Berechnungen fertig sind. Wir starten die Berechnung jedenfalls mit klick auf „OK“ ganz oben im Aufgabenfenster. Ungeduldige können auch Fast Preview aktivieren. Kostet aber bei vielen Tabs entsprechend Rechenleistung.

Das Endergebnis sieht dann so aus

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grafik

4. Export

Im Modell-Seitenbaum sind nach der Berechnung einige neue Teile aufgetaucht.
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Die Origin Parts (ausgegraut) interessieren uns nicht mehr. Wir markieren alle un blenden sie aus. Die Teile mit der Endung _tab wollen wir jetzt für den Export benutzten.
Ich kann hier nur den Weg über „Export“ grafik beschreiben, da LasercutSVGExport unter Linux scheinbar nicht funktioniert. Unter Windows hat es wohl schon funktioniert…
Wenn wir alle Teile mit _tab-Endung markiert haben, klicken wir auf ober gezeigtes Symbol. Auch das kann etwas dauern. In FreeCAD öffnet sich dann ein neues Dokument „export_shape1“. Darin enthalten sind alle Teile allerding in eine gemeinsame Ebene projiziert. Hier interessieren uns wieder nur die Dateien, die mit „Shape…“ beginnen.
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Wir markieren alle und speichern dann über Datei->Export eine SVG-Datei ab. Bei der Wahl des Formats darauf achten, dass es sich um SVG (Flattened SVG) handelt und nicht um eine andere SVG.

thats it.

In Inkscape können wir die Teile dann noch platzsparend an unser vorhandenes Lasermaterial anpassen.

1 „Gefällt mir“

Danke für die Vorlage. Sehr komplex für Anfänger. Mit Youtube Grundkurs FreeCAD erste Schritte
geschafft.

Danke fürs Feedback. Es ist ja nicht als FreeCAD-Grundlagen Tutorial gedacht (zu komplex für einen Eintrag), sondern fokussiert eher auf die Kombination von FreeCAD und der LCInterlocking Workbench. Die ersten Schritte in FreeCAD gibts auch heute Abend im Workshop nochmal erklärt :slight_smile:

Hallo,
vielen Dnak für das Intro.

Bis Schritt „2.1.3. Shapebinder erzeugen …“ komme ich mit, dann hakt es.
Was genau ist gemeint mit:
"und wählen Dank die Dreieck in der Modellliste an. "

  • wo muss ich das Dreieck anwählen? Aufsteller, Body, Pad?
    FreeCad1

Ich habe dann eine Referenz bekommen, allerdings kann ich nicht die Fläche anwählen wie bei: „und nehmen die Fläche der Hypothenuse als Basis für eine neue Zeichnung“ - die Fläche selbst ist bei mir nicht wählbar, nur der gesamte Körper
FreeCad2

So der Stand bei mir. Kannst Du bitte nochmal den Schritt etwas konkretisieren, wo ich klicke, dass der Binder an der richtigen Stelle ist und ich noch die Hypothenusen-Fläche auswählen kann? (:

Danke für den Reminder, dass ich das noch fertig machen muss. Es scheint mir, als hättest du keinen zweiten Body erstellt, bevor du den Binder erzeugt hast (letzter Absatz vor 2.1.3) . Denn der Binder soll eine „Brücke“ von ersten zu zweiten Body erzeugen. Ich füg da oben nochmal einen zusätzlichen Screenshot ein.

Hallo Benne,
habe den Import der Grundplatte.dxf in FreeCAD geschafft. Export in .svg hat auch funktioniert. Vielleicht können wir Samstag die nächsten Schritte besprechen.
Grundplatte 3a