Chaostreff Tech Talk (online) - Heimautomatisierung mit KNX

Aus gegebenem Anlass hab ich ein paar neue KNX-Komponenten daheim, die ich integrieren bzw. „programmieren“ will.

Konkret geht es um einen LED-Controller, Schaltaktoren und Taster. Zusammen bilden die die wesentlichen Bestandteile meiner Elektro-/KNX-Installation im fast fertig sanierten Badezimmer.

Falls Interesse besteht, so könnte ich das Ganze online in einer Videokonferenz(*) machen und wer will, schaut mir dabei (virtuell) über die Schulter.

Bei der Gelegenheit könnte ich auch eine kurze (Freestyle) Einführung in das Thema KNX/EIB geben:

  • Was ist KNX eigentlich? Was hat das mit Heimautomatisierung zu tun?
  • Aufbau und Funktionsweise eines KNX-Netzwerks
  • Was für Bauteile/Komponenten gibt es? Was brauche ich mindestens?
  • Wie „programmiere“ ich meine Komponenten in der ETS-Software?

Hier mein Terminvorschlag:

Bitte klickt hier drüber mal am Termin an, falls ihr ernsthaft Interesse habt, euch einzuwählen.
Dann weiß ich, ob es sich lohnt, am Freitagnachmittag noch ne zweite Kamera für ne bessere Demo aufzubauen.

(*) Da ich nur ein KNX-Netzteil habe (bei mir zu Hause verbaut), kann ich den Kram leider nicht ins Fablab bringen und vor Ort zeigen.

Heimautomatisierung mit KNX – Vorgestellt von Robert am 24.02.2023

2023-03-03 @ron hat drübergeschaut. Tausend Dank an @Lisa fürs Mitschreiben!!

Allgemein

KNX

  • Bussystem auf Industriestandard, d.h. bislang eher im professionellen Umfeld verbreitet gewesen (= große Gebäude), Nachfolger des Europäischen Installationsbus (EIB)
  • zwar offener Standard, es gibt nur leider keine Open Source Software, mit der man die Geräte „programmieren“ bzw. konfigurieren kann
  • Die offizielle Software lautet ETS („Engineering-Tool-Software“), Lizenzen gibt es ab 200 Euro
  • Robert hat ein sehr umfangreiches Handbuch dazu, dass er auch gern mal mitbringt
    • die „KNX-Bibel“ (geht darin auch um andere Protokolle und Technologien, aber auch viel um KNX)

Vorteil von KNX

  • Geräte nur einmal programmieren und danach arbeitet alles lokal
  • Hohe Zuverlässigkeit (Robert hatte noch nie Probleme) im Gegensatz zu Zigbee & Co.
  • Also auch bei streikendem WLAN sind Funktion gewährleistet

Hardware

  • Grundsätzlich: Buskabel muss überall verlegt sein
    • typischerweise grünes Twisted-Pair-Kabel (2x2x0.8mm^2), Preise derzeit bei mind. 0,50 €/m
      • die Bussignale laufen typischerweise über das Aderpaar rot-schwarz, weiß-gelb im Kabel als Reserve (wird manchmal genutzt um 12/24V im Haus zu verteilen, z.B. für Lichtinstallationen)
      • Muss an alle Geräte (z.B. an jeden Lichtschalter)
      • Es empfiehlt sich gleich beim Bau die Kabel mitzuverlegen
      • In Zimmern hat er Linien verlegt, die kommen dann untern im Schrank sternmäßig an
      • Achtung: Keine Ringe verlegen oder vermaschen (wie typisch für Bussysteme)
        • Nachrichten werden als Telegram verschickt und werden bei sowas im Kreis gesendet und können mehrfach auslösen
    • alternativ gibt es auch KNX-RF (868 MHz) und Powerline
  • Mindest-Geräte (ca. 300 Euro):
    • Spezielles Netzteil zur Spannungslieferung (ca. 29 VDC)
    • Interface:
      • USB-Interface: lokal auf den Bus zugreifen
      • IP-Interface: KNX <-> Ethernet (praktischer, um „aus der Ferne“ auf den Bus zu kommen)
  • „funktionale“ Geräte:
    • Sensoren:
      • Bewegungsmelder, Präsenzmelder
      • Schalter, Taster
      • Raumluftqualitätssensoren
      • Dämmerungssensoren
    • Aktoren:
      • Dimmer, LED-Controller, …
      • Schaltaktoren (aka Relais)
      • Jalousieaktoren

Mögliche Shops für Hardware

  • Umfangreiches Sortiment, relativ teuer: voltus.de
    • bei größeren Stückzahlen lohnt sich stattdessen eine gezielte Preissuche im Internet
  • Basisgeräte (Netzteil, IP-Interface, Schaltaktoren, u.ä.) recht günstig vom Hersteller MDT
  • alle großen Schalter- und Steckdosenhersteller haben KNX-Komponenten im Angebot: GIRA, Jung, Busch-Jäger, Siemens, Mertens, …

Demo

Roberts Setting vor Ort für das Beispiel LED Controller und Taster verbinden

  • KNX-„Dose“ unterm Schreibtisch für Anschluss des Kabels
    • sehr komfortabel, wenn man später mal neue Komponenten (testweise) in Betrieb nehmen, ohne gleich immer eine Schalterdose an der Zimmertür aufschrauben zu müssen
  • Bus
  • LED Controller
  • Taster
  • LED Strahler für Badezimmerdecke
  • Außerdem: Schaltaktor (Relais) – z.B. um später im Bad Ventialtor zu schalten
  • Außerdem: Noch ein komplexer Taster, da kann man Wippen darauf packen



Programmieren/ETS Software nutzen

1. Gerät hinzufügen

  • Projekt in ETS aufmachen/Projekte verwalten (Ein Haus = ein Projekt)
  • Zuerst: Struktur zum Gebäude hinzufügen (Gebäude – Etagen – Raum – Gerät)
  • Gerät hinzufügen
    • Raum auswählen → Geräte hinzufügen
    • Dann öffnet sich KNX lizensierter Katalog → daraus Gerät auswählen
    • Das Gerät erscheint in der Liste, rechts bei den Eigenschaften lässt sich nun physikalische Adresse anpassen

2. Physikalische Adresse

  • Physikalische Adresse der Geräte im Bus definieren (nur einmal an Anfang nötig)
  • immer nach dem Schema [0-14].[0-14].[0-255], z.B. 3.5.213
  • Damit die Geräte miteinander kommunizieren können
  • Logik macht man dann später mit Gruppenadressen
  • Über Schnittstellen BUS IP Interface auswählen, so kann man aus dem Programm auf Bus zugreifen (Statt IP Interfaces gibt es auch USB Interfaces)
  • Über Programmieren Schaltfläche Physikalische Adresse auswählen
  • Dann gibt es Aufforderung, physischen Knopf am Gerät zu drücken
  • Das wird einmal gemacht, danach muss man Gerät nicht mehr anfassen
  • Und dann steht schon im Programm, dass die Adresse nun vorhaben ist

3. Wie kommt man nun an die Funktionen des Gerätes?

  • Für jedes Gerät gibt es ein Konfigurationsinterface in der ETS (je nach Komplexität des Gerätes umfangreich oder reduziert)
  • Bei Taster z.B. kann man Wippen oder Schalten auswählen, dann kann man entscheiden, was für die Wippenfunktion gelten soll
  • LED Controller → Allgemeine Einstellung → Funktionsauswahl → Dimmen RGBW LED
  • Dann passen sich Auswahlmöglichkeiten direkt an

4. Taster und LED Controller zusammenbringen (Gruppenadressen)

  • Beide Geräte sind bereits im Programm hinzugefügt
  • Dann in Taster Einstellungen die Funktion auf Farbsteuerung und Helligkeit stellen
  • Gruppenadressenbereich auswählen
  • Erneut eine Struktur bilden (Logikstruktur)
  • Adressen bestehen aus drei Zahlen, die kann man ganz frei wählen
  • Gruppenadresse erstellen, einen Namen geben (z.B. Beleuchtung Bad unten)
  • Gruppenadressen sind zweistufig (Hauptgruppe / Untergruppe) oder dreistufig (Hauptgruppe / Mittelgruppe / Untergruppe), z.B. 5/2/1

5. Kommunikationsobjekte

  • Die Geräte haben Kommunikationsobjekte
  • Da ist beim Taster ein Wippe-Ausgang, der hat Objektfunktion Farbwert RGBW
  • Das zieht man dann in die Gruppenadresse
  • Wenn man den den Taster drückt, sendet der somit seine Info in die Gruppe
  • Dann: LED Controller, Kommunikationsobjekte, und dann Objektfunktion Farbeinstellung (das Element benötigt rechts ein S für Schreiben) auch in die Gruppenadresse ziehen
  • Dann sind in der Gruppe: Wippe und die LED Farbeinstellung

6. Programmieren

  • Es gibt wieder einen Programmierenknopf, das dauert einen Moment
  • Dann Drückt Robert den Knopf und das Licht geht an! Hurra! C:

Weitere Funktionen – Aus Wippe eine Taste machen

  • Es lassen sich noch mehr Funktionen programmieren
  • Dafür bestehende Gruppenverknüpfung wieder löschen
  • Der Taster wird zur Taste (statt Wippe) gemacht – Einflächenbedienung
  • Dann ergeben sich andere Kommunikationsobjekte
  • Wieder das Ausgang Kommunikations-Objekt nehmen (dabei als Tastenfunktion auswählen, z.B. Um-Schalten)
  • Bei Gruppen zufügen auf Telegramlänge achten
  • Das Objekt mit seiner Telegramlänge 1 hinzufügen, LED von vorhin löschen (da erwartete Nachricht mit 6 zu lang)
  • Bei LED Kommunikationsobjekt zum Schalten mit 1 Bit Größe auswählen und auch in Gruppe ziehen
  • Dann wieder neu programmieren

Weitere Informationen

  • Status LED am Gerät kann man auch programmieren
  • Mit komplexen Schalter könnte er dann Helligkeit oder Lüfter einstellen
  • Aktuell ist mit dem Schalter umschalten möglich, Dimmen wäre dann über andere Adresse
  • Wie kriegen Geräte ihren Strom? - Die Klemmen haben mehrere Ausgänge.
  • Bedeutung Abkürzungen in der Tabelle mit den grünen Haken:
    P. Adresse - Aplikationsprogramm auf das Gerät laden – Parametrierung – Gruppenadresse – Konfig (?)
  • Robert hat auch einen Zeitserver integriert: Der holt sich aus dem Internet die Zeit, gibt die in den Bus und dann können die Geräte das nutzen
    • nützlich für zeitgesteuerte Funktionen (z.B. tageszeitabhängiges Dimmen oder Jalousiesteuerung)

Vielen Dank für die verständliche Einführung in das Thema, @ron! :bouquet:

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